Goldman Sachs Diese Aktien lässt der Handelskrieg kalt

Ungewissheit an der Börse: Welche Wertpapiere vom Handelsstreit zwischen den USA und China nicht betroffen sein werden, will Goldman Sachs herausgefunden haben. Quelle: picture alliance/Ikon Images

Der Zollstreit zwischen China und den USA eskaliert. Welche Wertpapiere den Konflikt problemlos überstehen werden, will die US-Investmentbank Goldman Sachs herausgefunden haben.

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Die USA und China läuten im Streit um Importzölle die nächste Eskalationsstufe ein. Vergangene Woche endete eine Verhandlungsrunde in Washington zwischen Vertretern der beiden Volkswirtschaften ergebnislos. Als Reaktion darauf erhöhte US-Präsident Donald Trump in der Nacht zum 10. Mai die Einfuhrzölle auf chinesische Güter von bisher zehn auf nun 25 Prozent. Auch China hat nach und belegt ab dem 1. Juni US-Exporte in die Volksrepublik je nach Produkt mit Strafzöllen zwischen zehn, 20 oder 25 Prozent.

Wie stark der Zollkonflikt zwischen den beiden Ländern noch eskalieren wird, darüber herrscht allgemein Ungewissheit. Und Ungewissheit mögen Anleger bekanntlich nicht. Der Dax verlor seit vergangener Woche knapp zwei Prozent und ist unter die Marke von 12.000 Punkten gefallen. Auch der US-Index Dow Jones gab kräftig nach, allein der Rückgang am vergangenen Montag war der stärkste seit vier Monaten.

Nun will die US-Investmentbank Goldman Sachs in einer Studie herausgefunden haben, welche Aktien stark vom Handelsstreit betroffen sein werden und welche nicht. Dazu hat Goldman Sachs den Index der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen (S&P500) nach dem „North American Industry Classification System“ (NAICS) und Kriterien des US-Arbeitsministeriums in zwei Gruppen geteilt: Dienstleister und Güterproduzenten. Anschließend untersuchten sie unter anderem, wie stark die jeweiligen Unternehmen von Importen abhängig sind, wie agil ihr Geschäft ist und wie das Verhältnis zwischen heimischen und ausländischen Absatzmarkt ist.
Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache.

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Diese Aktien sind weniger anfällig


So kommt die Bank zu dem Ergebnis, dass Aktien von Dienstleistern wie Amazon, Alphabet, AT&T, Walt Disney oder Warren Buffets Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway nicht akut vom Zollstreit betroffen sein werden. Ihre Aktien dürften den Zollkonflikt problemlos überstehen, so die Annahme der Experten. IT-Serviceanbieter wie AT&T, Internetkonzerne wie Facebook oder Googles Mutterkonzern Alphabet, Streaming-Anbieter wie Netflix, Banken sowie Finanzdienstleister machen fast die Hälfte der Unternehmen der Dienstleistergruppe aus. Ihre Serviceangebote benötigen keine oder geringe Importe aus dem Ausland, wodurch Zölle und letztlich Kosten gespart werden.

Außerdem verkaufen Dienstleister schneller als Güterproduzenten, erzielen jährlich ein größeres Wachstum, haben stabilere Bruttomargen als herstellende Unternehmen und letztlich auch bessere Bilanzen. Wegen ihres geringen Außenhandelsanteils sind US-Dienstleister nicht so abhängig von ausländischen Importen, wie Güterproduzenten.

Von den 260 untersuchten Dienstleistern des S&P500, haben alle gemeinsam eine Marktkapitalisierung von rund 15 Billionen US-Dollar. Finanzdienstleister, Kommunikationsanbieter und Softwareanbieter haben daran einen Gesamtanteil von 64 Prozent.

Zuletzt begünstigen die aktuellen Inflationsberechnungen vor allem Dienstleistungsunternehmen. So geht Goldman Sachs für 2019 von einer Wareninflation von null bis ein Prozent aus und einem prognostizierten Umsatzwachstum von null Prozent für den Warenkorb. Im Gegensatz dazu unterstützt eine Inflationsrate von drei Prozent im Dienstleistungssektor ein Umsatzwachstum von neun Prozent für Dienstleistungsunternehmen. Zuletzt dürften der Studie zufolge Dienstleister von einer Lohninflation von über drei Prozent profitieren, da sie einen geringeren Teil ihrer Einnahmen für Arbeit und Arbeitskraft einsetzen und dadurch einen relativen Kostenvorteil gegenüber güterproduzierenden Unternehmen haben.

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Für Güterproduzenten sieht es düster aus

Des Weiteren sticht bei der Studie hervor, dass die 20 größten Aktien der Unternehmen aus der Gruppe der Güterproduzenten einen Exportanteil ins Ausland von 61 Prozent haben. Dagegen haben die 20 größten Dienstleister mit 31 Prozent einen deutlich geringeren Exportanteil. Goldman Sachs sieht darin einen wesentlichen Grund, warum der Zollstreit viel stärker Güterproduzenten treffen wird als Dienstleister. Besonders hart dürfte der Zollstreit Pharmaunternehmen und Hersteller von Industriegütern treffen. Sie haben laut den Berechnungen der Investmentbank einen Gesamtanteil von 40 Prozent am Marktvolumen der 240 Güterproduzenten des S&P500. Zählt man noch die Tech-Konzerne wie Apple hinzu, die ihre Smartphones und Computer reihenweise ins Ausland exportieren, dann sind es sogar 60 Prozent der güterherstellenden US-Unternehmen.

Tech-Unternehmen wie Apple oder Intel sowie Konsumgüterriesen wie Coca-Cola oder Procter & Gamble haben einen besonders hohen Außenhandelsanteil (58 bis 80 Prozent des Umsatzes) und dürften daher laut Goldman Sachs besonders stark vom Handelsstreit in Mitleidenschaft gezogen werden. Apple etwa kämpft ohnehin seit einiger Zeit mit sinken Absatzzahlen beim iPhone. Laut Berechnungen der Analystenfirma IDC liegt der Tech-Konzern aus dem Silicon Valley nach dem ersten Quartal 2019 hinter dem südkoreanischen Hersteller Samsung und Huawei aus China nur noch auf Platz drei beim weltweiten Smartphone-Geschäft. Den Grund sehen die Marktforscher vor allem im Heimvorteil von Samsung und Huawei. Insgesamt schrumpften die Smartphone-Verkäufe im ersten Quartal laut IDC um 6,6 Prozent auf knapp 311 Millionen Geräte.


Besonders schmerzen dürfte der Zollkonflikt auch den Mineralölkonzern Exxon Mobil. Dank der gestiegenen und günstigen Fracking-Ölproduktion kann Exxon mehr Öl exportieren, auch die US-Regierung will die Förderung und den Export von Flüssiggas und Schieferöl ausbauen. Ein Zollstreit kommt den Mineralölkonzernen da überhaupt nicht gelegen. Auf Seiten der Güterproduzenten gelten bei Goldman Sachs deshalb auch die Energieversorger in den USA ohne Auslandsgeschäft wie Duke Energy oder NextEra als besonders unempfindlich gegenüber dem Handelskonflikt.

Doch so eindeutig die Studie für Anleger aussehen mag, so sollten Anleger nicht vergessen, dass auch jeder Dienstleister auf Produkte des herstellenden Gewerbes angewiesen ist. Wie soll Amazon Produkte ausliefern, wenn die Lager leer sind oder Alphabet sein Betriebssystem Android auf Smartphones und Tablets anbieten, wenn deren Produktion hapert? Der Zollstreit wird die Finanzmärkte vermutlich noch sehr lange beschäftigen und Anleger sollten daher prüfen, ob ihr Aktiendepot ausreichend dagegen gefeit ist. Für sie liefert die Studie von Goldman Sachs sicher einige Empfehlungen und Denkanstöße, eine Pauschallösung gegen Volatilität oder anhaltenden Druck auf die Aktienkurse aufgrund des Zollstreits ist die Studie jedoch nicht.

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